Im Standesamt Pankow

Für meine Heirat in der Ukraine brauchte ich neben einer Geburtsurkunde ein "Ehefähigkeitszeugnis". Zu diesem Zweck ging ich ins Standesamt Pankow. Die damalige stellvertretende Leiterin, Frau Bromme, sagte, sie könne das nur ausstellen, wenn sie die Originaldokumente - also Geburtsurkunde und Ehefähigkeitszeugnis - der Braut hätte. Das war aber nicht möglich, denn die Braut war in der Ukraine. Sie hatte sich allerdings für gutes Geld diese Dokumente anfertigen lassen. Aber die Originale per Post schicken war ein hohes Risiko und könnte bis zu drei Wochen dauern. Wir haben uns lange unterhalten, Frau Bromme und ich. Dann sagte sie mir, ich solle mir die Dokumente als Fax kommen lassen, sie macht mir meine dann auf Basis der Kopien fertig. Ich glaube, schon 2 oder 3 Tage später konnte ich mir im Standesamt meine Sachen abholen. Wenn diese Frau Bromme noch lebt, ist ist Mitte 80. Ich habe ihr diese Hilfe nie vergessen. Generell vergesse ich niemals einen Menschen, der mir etwas Gutes tut.

Der "Gang nach Canossa" in Kyjv

In der damaligen Ukraine konnte ich nicht mit einer ukrainischen Braut einfach ein Hotel buchen, wenn sie in der Stadt einen Wohnsitz hatte - auch wenn er nur auf dem Papier stand. Wir hatten ja eine Wohnung in Kyjv gemietet, in der sie, ihre Schwester und ich wohnten. Ein Zimmer, Küche, Bad. Ich glaube, diese kostete pro Woche 40 DM. Da die Wohnungen nach dem Ende der Sowjetunion fast alle privatisiert wurden, standen am Hauptbahnhof Menschen und boten Touristen eben möblierte Wohnungen für gutes Geld an. Wir mussten aber in Tscherkassy heiraten, denn eine Ukrainerin durfte damals nicht einfach irgendwo im Land heiraten. In Tscherkassy fuhr uns Oksanas Freund Tolek mit seinem Lada zu einem seltsamen Hotel. Meine Braut wollte meinen Ausweis und 20 DM und verschwand im Hotel. Nach 15 Minuten kam sie wieder und gab mir den Beleg, dass ich dort angeblich für einen ganzen Monat ein Zimmer gebucht hätte. Nun ging es zurück nach Kyjv.

Ins Deutsche Konsulat

Mussten wir zuerst, damit die Deutschen mein Visum und mein Ehefähigkeitszeugnis mit einem Stempel und Siegel "legalisierten". Hat mit Wartezeit ein paar Stunden gedauert. Dann ging es als nächstes

ins Außenministerium der Ukraine

damit ein Beamter, der in einer riesigen Halle saß, mit Stempel und Siegel bestätigen konnte, dass die "Legalisierung" des Deutschen Konsulats echt war. Das hat - wegen der riesigen Warteschlange von bestimmt 100 Menschen - mehrere Stunden gedauert. 

Ins Justizministerium der Ukraine

ging es am nächsten Tag. Dort musste mit Stempel und Unterschrift bestätigt werden, dass der, der im Außenministerium eine Legalisierung vorgenommen hatte, dazu befugt war. Dann war auch dieser Tag fast vorbei. Nun mussten wir meine Dokumente von einem vereidigten Dolmetscher übersetzen lassen. Das ging schnell. Dann mussten wir noch in einer anderen Justizbehörde etwas erledigen, ich weiß nicht mehr was es war. Aber es hatte damit zu tun, dass die Hochzeit in Tscherkassy stattfinden sollte. Meine Braut war scher genervt und ihre Schwester strahlte eine große Ruhe aus. Oksana war 1 1/2 Jahre älter und eine wunderschöne Frau, die schon zwei Töchter von Gratschik, dem "Armaniak" (einem armenischen Ukrainer) hatte. Die Mädchen sind 1997 und 1998 geboren.

In Tscherkassy gings es ins Standesamt

wir brauchten einen Heiratstermin. Wir gingen am Donnerstag, den 16. Dezember zu Dritt rein, obwohl ich kein Wort verstand. Nach 10 Minuten gingen wir in den Vorraum und meine Braut sagte, sie hätten erst Mitte Januar einen Termin. Jetzt wurde ich fast verrückt. Obwohl ich meinen gesamten Jahresurlaub 2000 vorsichtshalber genommen hatte und bis Ende Februar hätte bleiben können, ging mir das gegen den Strich. Es war auch immer die Angst, es könnte etwas dazwischen kommen. Wir hatten schon zu viel an Behördenwillkür in Deutschland erlebt. Wo ein Problem ist, gibt es auch eine Lösung. Die Standesbeamtin sagte, wenn meine Braut schwanger wäre, könnte sie aus ethisch-moralischen Gründen versuchen, einen schnelleren Termin zu finden. Aber die Schwangerschaft muss von einem Gynäkologen bestätigt sein. Wir fuhren zu einem Basar. Oksana hatte dort ihren Frauenarzt. Die Mädchen gingen zu ihm und machten alles klar, während ich im Wert von 20 DM auf dem Basar eine Tüte Essen kaufen sollte. Da war dann ein großes Stück guter Schinken drin, gutes Obst, Torte und eine Flasche Alkohol, ich glaube eine Art Cognac. Mit diesem "Geschenk" gingen die Frauen wieder zum Frauenarzt und kamen mit einem Attest raus, dass meine Braut im 3. Monat schwanger sei. Zurück im Standesamt stellte die Standesbeamtin nach Übergabe des Attestes und eines 100 Dollar-Scheines fest, dass übermorgen, Sonnabend, den 18. Dezember um 10.00 Uhr noch ein Termin frei ist. Das Geld nahm sie allerdings in meiner Abwesenheit. Ich musste also aus dem Raum raus, sollte nicht denken, dass sie bestechlich sei, wenn sie das Geld nimmt...

 

Was wir nun noch erledigten war auf einem Kleider-Basar ein weißes Hochzeitskleid zu kaufen. Hat auch gut geklappt. Ich weiß nicht mehr, ob noch etwas umgenäht werden musste vor Ort. Auf jeden Fall konnten wir an dem Tag wieder zurück nach Kyjv fahren.